Spielbericht FC St. Pauli – SV Darmstadt 1898 | Kein Vergeben, kein Vergessen

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Kein Vergeben, kein Vergessen

Wie konnte es passender sein, ausgerechnet an dem Wochenende in Hamburg beim FC St. Pauli zu spielen, an dem auch der alljährliche Holocaust-Gedenktag stattfindet? Der 27. Januar ist als Jahrestag der Befreiung von Auschwitz seit Jahren ein bedeutungsvolles Datum, das auch 2018 nicht an Aktualität verloren hat.

Im Rahmen dieses Datums fand am Vortag der sportlichen Begegnung zwischen St. Pauli und unseren Lilien in Hamburg eine Kranzniederlegung am Harald-Stender-Platz statt. Neben Präsidiumsvertretern des SV Darmstadt 98 nahm auch die Abteilungsleitung der Fan- und Förderabteilung an der Zeremonie teil und legte stellvertretend für alle Lilien einen Kranz am Gedenkstein nieder. Im Anschluss folgte ein Vortrag über Widerstand, Solidarität und Selbstbehauptung von Frauen in den Konzentrationslagern des NS-Regimes. Auch an dieser Veranstaltung nahmen Vertreter der FuFa und weitere Lilienfans teil.

Für den Beginn des Spiels war eine eindrucksvolle Choreo geplant. Esther Bejarano, selbst Überlebende von Auschwitz, richtete ihre Worte an die Anwesenden im Stadion. Im Anschluss liefen die beiden Mannschaften statt zu den wohlbekannten Akkorden von „Hells Bells“  in völliger Stille ein. Es war ein kraftvolles Schweigen, das zeigte, dass das Banner „Kein Vergeben, kein Vergessen“ auf der Gegengeraden nicht nur leere Worthülsen sind. St. Pauli steht für das Engagement gegen Rechts und auch die Lilienfans unterstrichen durch andächtiges Schweigen, dass die Opfer von damals nicht vergessen sind und rechtes Gedankengut am Böllenfalltor nichts zu suchen hat!

Um für die Freigabe aller Fanutensilien bundesweit zu demonstrieren, sollte in den ersten 12 Minuten des Spiels auf jegliche optische Unterstützung durch Fahnen, Trommeln und Zaunfahnen verzichtet werden. Einzig die Gesänge sollten die Mannschaft supporten. Nachdem jedoch unsere Lilien in der 7. Minute den Führungstreffer erzielten, verletzte sich ein Fan beim Jubel am Kopf. In der Folge blieb der Gästeblock während der gesamten ersten Halbzeit mehrheitlich still. Wir möchten auch an dieser Stelle dem verletzten Fan gute Besserung wünschen.

Zum Spiel selbst bleibt letztlich nicht viel zu sagen: der SV 98 fährt mit drei bitter nötigen Punkten im Gepäck nach Hause und in Hamburg wurden wir dennoch freundschaftlich verabschiedet. Das Ergebnis ist definitiv eine Gesamtleistung des Teams, das einen frühen Führungstreffer erfolgreich verteidigt hat. Die Fehlpässe und der wenige Ballbesitz wurden „Schuster-like“ durch eine gute Defensivleistung kompensiert. St. Pauli scheiterte spätestens an Schlussmann Heuer Fernandes, der das Tor sauber hielt und damit völlig zu Recht in der Kicker-Elf des Tages steht. Schon die Aufstellung war eigentlich keine große Überraschung: Platte, Ji, Medojevic und Brégerie standen erwartungsgemäß in der Startelf. Einziger Wermutstropfen war die frühe Auswechslung von Joevin Jones, nachdem dieser umgeknickt war und am Fuß behandelt wurde. Hoffentlich kann Joevin kommenden Sonntag wieder auf dem Platz stehen und das Team im Heimspiel gegen den MSV Duisburg unterstützen.

Autorin: Jana Otto