Spielbericht SV Darmstadt 1898 – SV Sandhausen 1916 | Lilien in der Talsohle angekommen

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Mit einer „katastrophalen“ (O-Ton Trainer Torsten Frings) Leistung hat die Mannschaft des SV Darmstadt 1898 ihre sportliche Krise verschärft. Im Heimspiel gegen den SV Sandhausen ließ sie über weite Strecken jegliche Grundtugenden des Fußballs vermissen. Die Stimmung unter den Fans droht indes zu kippen.

Wenn wir von der Fan- und Förderabteilung unsere Spielberichte schreiben, dann sind wir für gewöhnlich bemüht, nicht allzu viel Zeit zwischen dem Spiel und dem Bericht verstreichen zu lassen, damit ein aktueller Bezug bestehen bleibt. Nach dem Auftritt gegen den SV Sandhausen am Freitagabend, für mich ein Offenbarungseid, musste ich das Geschehene jedoch erst einmal kräftig sacken lassen, bevor ich etwas zu Papier bringen konnte.

Vor dem Spiel ahnten viele noch nicht, wie sich der Abend entwickeln würde. Was ich an Gesprächsfetzen bei den Fans auf dem Stadionvorplatz aufschnappte, klang durchaus optimistisch. Die bis dato seit sieben Spielen sieglosen Lilien würden gegen den Provinzclub aus Sandhausen endlich wieder einen Dreier einfahren und den Bock umstoßen. Dass die Sandhäuser einen gepflegten Ball spielen können und sich längst in Liga 2 etabliert haben, steht außer Frage. Doch muss es der Anspruch einer für Zweitligaverhältnisse so prominent besetzten Mannschaft wie der von Darmstadt 98 sein, dass man in einem Heimspiel gegen Sandhausen auf Sieg spielt. Dass das Team nach den jüngsten Ergebnissen nicht die breiteste Brust hat, ist verständlich. Besonders der Last-Minute-Ausgleich in Braunschweig war ein Nackenschlag. Es ist dennoch erstaunlich, wie sichtbar verängstigt die Mannschaft in die Partie gegen den SVS ging. Wenn nach der Partie sich Spieler selbst äußern, dass „Kampfeswille gefehlt“ habe, ist das ein absolutes No-Go. Ich werde an dieser Stelle keine Namen nennen und betone ausdrücklich, dass sich die Kritik nicht auf das ganze Team bezieht. Einsatzbereitschaft ist die erste Grundtugend, wenn man sich das Trikot mit der Lilie überzieht. Diese ging vielen am Freitagabend schlicht und ergreifend ab, was den Fans nicht verborgen blieb. Nicht umsonst wurden nach dem zwischenzeitlichen 0:2 von der Südtribüne lautstark altgediente Recken wie Toni Sailer und Dominik Stroh-Engel besungen. Nach dem Spiel wurde die Mannschaft durch den Block zum Rapport gerufen, nachdem sie anfangs den Gang zur Südtribüne erst gar nicht antreten wollte. Es kam zur Aussprache mit den Fans, die die Spieler schließlich unter frenetischen Anfeuerungsrufen in die Kabine entließen.

Auf das Spielgeschehen möchte ich, abweichend von meinem sonstigen Schreibstil, gar nicht groß eingehen. Soviel sei zusammengefasst: die Mannen von Torsten Frings konnten sich über die gesamten 97 Minuten keine einzige nennenswerte Torchance herausspielen. Der Anschlusstreffer war eher ein Zufallsprodukt. Ansonsten war es von beiden Seiten ein ereignisarmes Fehlpassfestival. Trainer Torsten Frings müsste schnell gute Lösungen finden, um den unangenehmen Fragen etwas entgegensetzen zu können. Wenn nicht schon geschehen, wäre spätestens jetzt die Zeit gekommen, auch intern Klartext zu reden. Jeder einzelne sollte sich und sein Engagement hinterfragen. Spieler wie Peter Niemeyer, Tobi Kempe oder Felix Platte werden momentan schmerzlich vermisst, jedoch darf das dem restlichen Kader nicht als Ausflucht dienen.

Ich möchte an dieser Stelle mit der Kritik innehalten, denn die Jungs wissen selbst am besten, dass ihre Leistung am Freitag bescheiden war. Als Fan würde man sich aber wünschen, dass die wöchentliche – zumindest medial demonstrierte – Selbsterkenntnis der Spieler auch zu einer Entwicklung führt, sonst bleiben das hohle Phrasen. Wir kommen da nur gemeinsam raus… Auch wenn man als Fan am Freitag bitter enttäuscht wurde, ist es wichtig, dass die Mannschaft jetzt weiterhin von uns unterstützt wird. Nur so kann sie die Talsohle wieder verlassen.

Am kommenden Freitag hat sie hierzu die nächste Gelegenheit. An der Alten Försterei gegen „Eisern Union“ werden die fußballerischen Grundtugenden seit jeher besonders hochgehalten. Also auf geht’s, Lilien, kämpfen und siegen!

Autor: Fabian Ortkamp

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