Die Lilien kommen mit einem blauen Auge davon
In der ersten Englischen Woche der Saison holen unsere Lilien bei wiedererstarkten Heidenheimern einen glücklichen Auswärtspunkt. Nach einer durchwachsenen Leistung in der ersten Halbzeit (1:1)und Glück in der zweiten, sind es letztlich die Paraden von Ferro und der Kopf unseres Kapitäns, die uns einen Punkt retten.
Trotz der unglücklichen Terminierung folgten knapp 500 Lilienfans ihrem Team ins Albstadion nach Heidenheim. Ob es Lilien gibt, die immer noch verzweifelt durch den Wald, die Felder und das kleine Städtchen irren, um den Gästeblock zu finden, ist mir bis dato nicht bekannt – aber gut möglich. Diejenigen, die trotz der absolut NICHT fangerechten Anstoßzeit (18.30Uhr) schon 10 Minuten vor Spielbeginn an ihrem Platz waren, wurden mit traumhafter Dosenmusik und einer vom Verein organisierten Plastik-Hochglanz-Choreo zu Ehren des 10-jährigen Jubiläums von Frank Schmidt beglückt. Helene war wohl schlichtweg zu teuer.
Marvin Mehlem, die ersten Spiele immer von Beginn an, war diesmal nicht mal im Kader und wurde von Felix Platte ersetzt. Mit Platte und Sobiech ließ Torsten Frings erstmals zwei echte Stürmer im 4-4-2 auflaufen. Kamavuaka rutschte für Lacazette zurück in die erste 11.
Holpriger Start und direkte Antwort
Die auf dem Papier offensiv ausgerichteten 98er hatten ebenso wie der 1. FC Heidenheim Mühe ins Spiel zu kommen, und so plätscherte das Spiel die ersten 30 Minuten ohne groß nennenswerte Höhepunkte vor sich hin. Gefühlt wie aus dem Nichts löffelt der Kapitän der Gastgeber, Mark Schnatterer, den Ball nach einem schnellen Vorstoß durch das Mittelfeld, von seiner linken Angriffsseite direkt auf den Kopf des einlaufenden Dovedan. 1:0 Heidenheim.
Noch während der letzte HDHler seinen Schal wieder richtet und auf der Videowand noch die Werbung für die Wiederholung zu sehen ist, greifen die Lilien mit Wut im Bauch an. Eine Flanke von Kempe kann noch aus dem Strafraum geklärt werden, der von Sirigu hinein gechippte Ball wird von Felix Platte artistisch von der Außenlinie nach innen verlängert, wo Sobiech ihn mühelos einschiebt. Direkte Antwort 1:1.
Zwar sind die Lilien nie die spielbestimmende Mannschaft, sie können sich jedoch immer wieder Chancen erarbeiten. Sobiech scheitert aus spitzem Winkel am Außennetz und Sulus Kopfball wird auf der Linie geklärt.
DFB Spruchbänder und Wechselgesang
Zu Beginn der zweiten Halbzeit machen die Fanszenen beider Clubs deutlich, was sie von dem für die TV-Vermarktung entzerrten Spieltag und die Rechtevergabe von DFB/DFL halten. Es hängen durchgestrichene DFB, DFL, Eurosport und Sky Logos über dem Zaun und durch die Voith-Arena schallt im Wechselgesang „Scheiß DFB“ von Hintertor-Tribüne zu Hintertor-Tribüne.
Unsortierte Lilien mit Glück und kämpferischer Schlussphase
Die Lilien versuchen nach Wiederanpfiff sichtlich Ruhe ins Spiel zu bringen, doch aufgrund vieler leichter Abspielfehler und mangelnder Ballsicherheit in der Offensive gelingt dies kaum. In der 60. Minute ist es wieder Marc Schnatterer, der über die Außenbahn den Ball nach vorne treibt und den kurz zuvor eingewechselten Halloran mustergültig in Szene setzt. 2:1 Heidenheim.
Dass es in den Folgeminuten bei diesem Spielstand bleibt, ist vor allem Heuer Fernandes zu verdanken, der zwischen der 60. und 75. Minute mehrere Großchancen vereiteln kann und die Lilien mit einer bärenstarken Leistung im Spiel hält. Nach dieser viertelstündigen Freischwimmer-Einheit im eigenen Strafraum, besinnen sich die 98er wieder und kommen durch gut geführte Zweikämpfe etwas besser ins Spiel. Der kämpferisch einwandfrei agierende Felix Platte holt in der 85. Minute noch einen Eckball für unsere Lilien. Ach wie schön, dass sie endlich wieder vereint sind 😀 Eckball – Kempe – Sulu – Kopf – Tor = der Auswärtsblock rastet aus. Kurz vor Schluss erzielen unsere Lilien also den Ausgleichstreffer und egalisieren somit die schwache zweite Hälfte. In der Nachspielzeit gelingt es leider weder Platte, noch dem eingewechselten Yannick Stark eine Doppelchance zum Sieg zu veredeln, aber dies wäre auch etwas zu viel des Guten gewesen.
Fazit: 70 Minuten die schwächere Mannschaft und trotzdem gepunktet
Frank Schmidt hätte sich seine Jubiläums-Woche gerne versüßt, doch sein Team war während der hochüberlegenen Phase in der zweiten Halbzeit nicht kaltschnäuzig genug. Letztendlich ist es unseren Jungs gelungen, einen glücklichen, aber aufgrund der kämpferischen Leistung und der Doppelchance in der Nachspielzeit, nicht ganz unverdienten Punkt aus dem Albstadion zu entführen. Wie vorhergesagt, war es ein ganz enges Spiel, und obwohl unsere 98er nicht ihren besten Tag erwischt haben, ist es ihnen gelungen, zwei Mal einen Rückstand aufzuholen und einen Punkt zu ergaunern.
Autor: Nicolai Würtz