Spielbericht Lilien – Hertha BSC

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Nichts zu holen gegen brutal effektive Berliner

Es gibt Spiele, an die wird man sich schon in naher Zukunft nicht mehr genau erinnern können. Das trifft zum Beispiel auf das torlose Remis vor zwei Wochen im Heimspiel gegen den 1. FC Köln zu. Dann gibt es Spiele, die einen Meilenstein in der Vereinsgeschichte der Lilien bedeuten, bei deren Rückbesinnung unweigerlich ein Lächeln über das Antlitz eines jeden Darmstädters huschen wird. Gemeint ist natürlich der Derby-Sieg gegen die SGE vergangene Woche. Und es gibt Spiele, die man am liebsten vergessen mag, die sich aber ins Langzeitgedächtnis einbrennen und einen bleibenden negativen Eindruck hinterlassen.

Ein solches Spiel erlebten die Zuschauer am Samstagnachmittag beim 0:4 gegen die Hertha aus Berlin. Es war die bislang höchste Niederlage der Lilien in dieser Saison. Die Hauptstädter, die unter ihrem Trainer Pal Dardai eine exzellente Runde spielen, sind vielleicht von dem ein oder anderen Fan im Vorhinein unterschätzt worden. Die unspektakuläre Spielweise der Berliner steht im Kontrast zu ihrem guten Tabellenplatz. Dabei wird aber die große Stärke der Berliner außer Acht gelassen – ihre Effektivität. Diese wird auch häufig dem SVD nachgesagt, doch in jenem Spiel brachte sie nur die Hertha auf den Platz und das beinahe in Perfektion. Gleich ihre erste Chance nutzten die Berliner zur  Führung. Eine Hereingabe von der rechten Seite verwertete Vedad Ibisevic eiskalt zum 0:1. Darmstadt zeigte sich zwar nicht geschockt, agierte aber insgesamt glücklos an diesem Abend. Das zweite Berliner Tor resultierte aus einem direkt verwandelten Freistoß. Marvin Plattenhardt hatte bei diesem platziert ausgeführten Standard Christian Mathenia im Tor der Darmstädter keine Chance gelassen.

In der Folge zogen sich die Berliner im Wissen um ihre komfortable Führung ein wenig zurück, sodass sich Chancen für Darmstadt ergaben. In der 30. Spielminute brandete bei vielen Lilienfans kurz Jubel auf, aber Sandro Wagners Tor wurde zu recht nicht anerkannt, da  Luca Caldirola vorher aus einer klaren Abseitsstellung heraus agiert hatte. So wurde es also nichts mit einem Treffer des ehemaligen Berliners, der mit seinem alten Arbeitgeber ja noch eine gewisse Rechnung offen hat. Die größte Darmstädter Chance ergab sich kurz vor dem Halbzeitpfiff bezeichnenderweise durch einen Berliner, als Sebastian Langkamp mit einer verunglückten Kopfballrückgabe den eigenen Schlussmann prüfte.

Mit dem 0:2 ging es in die Kabine. Zum Wiederanpfiff brachte Dirk Schuster mit Kocka Rausch einen frischen Mann für die Offensive, Tobias Kempe war für ihn in der Kabine geblieben. Wirkliche Besserung sollte sich aber nicht einstellen. Im Gegenteil – bereits in der 50. Spielminute sorgte Ibisevic mit seinem zweiten Treffer an diesem Nachmittag für eine gewisse Vorentscheidung. Passend zur Stimmung auf den Rängen setzte nun auch noch ein feiner Sprühregen ein, der den Zustand des ohnehin schon morastigen Stadiongeländes nicht gerade verbesserte. Auch im Block 1898 hatte man die Zeichen der Zeit erkannt und das Spiel gedanklich bereits abgehakt. Stattdessen wurde der letztwöchige Derby-Sieg noch einmal gebührend und stimmgewaltig gefeiert.

Den Schlusspunkte setzt Hertha-Stürmer Salomon Kalou mit einem kleinen Solo zum 0:4. Der Hauptstadtklub klettert mit diesem Sieg auf den dritten Tabellenplatz, der zur direkten Teilnahme an der Champions League berechtigt, Darmstadt behauptet trotz der Niederlage den 12. Platz. Die Lilien können sich damit trösten, gegen eine diesjährige Spitzenmannschaft verloren zu haben, denn aus Zufall steht man nach 16 absolvierten Spielen nicht so weit oben im Tableau. Was bleibt nach einem solchen Spiel? Mund abputzen und weiter machen! Am Dienstag tritt der SV Darmstadt bereits im Pokal beim Ligaprimus aus München an. In der Allianz Arena können die Lilien befreit aufspielen, denn dort haben sie, anders als gegen die Hertha geschehen, nichts zu verlieren.

Fabian Ortkamp   

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