Quo vadis Fußball?

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Quo vadis Fußball?

Eine berechtigte und längst überfällige Frage, die der Block1898 aufwirft, denn die Fußballwelt dreht sich schneller und schneller und manchmal hat man das Gefühl, dass sie am Durchdrehen ist.

Wie sonst ist es erklärbar, dass für einen Spieler 222 Millionen Euro bezahlt werden? Hier geht es auch nur sekundär um die Zahl, denn selbst 50 Millionen, welche „normal“ im derzeitigen Transferwahnsinn sind, sind weit weg jedweder Vorstellungskraft. Das Schlimme ist (neben der gesellschaftlichen Komponente!), dass das Financial Fairplay vollkommen außer Kraft gesetzt wurde. In der Ligue-1-Saison 15/16 erzielten 16 Vereine weniger als 70 Millionen Euro Umsatz im Jahr (ohne Tranfers). Spitzenreiter Paris setzte 542 Millionen Euro um (1). Wie soll so ein Wettbewerb entstehen? Die Frage der französischen Meisterschaft ist wohl auf Jahre geklärt.

Was in Paris Investoren aus Katar schaffen, sind in kleineren Fußballnationen die Millionen aus der Champions-League, welche einen überdeutlichen Wettbewerbsvorteil erzeugen. Siehe die Schweiz mit Serienmeister FC Basel (12 Meisterschaften seit 2001), Kroatien mit Dinamo Zagreb (12 Meisterschaften seit 2001) oder Dänemark mit dem FC Kopenhagen (11 Meisterschaften seit 2001).

Anteilsverkäufe der Klubs

Aber geht es uns in Deutschland anders? Der FC Bayern reckte im Mai zum 5. Mal in Folge die Meisterschale in die Höhe. Einige Fans in Fußballdeutschland frohlocken, dass mit RB Leipzig wohl etwas Spannung in das Titelrennen kommen könnte. Aber soll das ernsthaft die Lösung sein? Ein finanzstarker Klub, geschaffen von einem potenten Sponsor? Die arrivierten Klubs überlegen, wie sie weitere Gelder generieren können. Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung und Verkauf von Anteilen ist ein gängiges Mittel, so nun auch beim VfB Stuttgart, wo die Daimler AG für 41,5 Millionen Euro 11,75 Prozent der Anteile am Klub übernimmt. Frisches Geld muss aber nicht zwangsläufig sportlichen Erfolg bedeuten. Trotz vieler Millionen von Milliardär Klaus-Michael Kühne ist der HSV in den vergangenen Jahren mehrmals dem Abstieg nur knapp entgangen. Was also, wenn dieses „frische“ Geld aus Anteilsverkäufen verpufft? Wird Ausschau nach dem nächsten Investor gehalten?

Dem Klub selbst ist überlassen, in wie vielen Häppchen er seine Anteile verkauft, er muss jedoch eine Mehrheit von 50 Prozent + ein Stimme halten. Was aber passiert, wenn durch die Klage von Hasan Ismaik nun diese Regel fällt? Im Wettstreit um den reichsten Investor ist Deutschland bisher verschont worden, aber die Bundesliga weckt Begehrlichkeiten in aller Welt. Nicht zuletzt bei chinesischen Investoren, welche schon fleißig auf dem europäischen Markt einkauften.

Chinas Vormarsch zur Fußballnation

Beide Mailänder Vereine oder Slavia Prag, wo Hamit Altintops Bruder Halil spielt, gehören beispielsweise mehrheitlich Unternehmen aus China. Hinzu kommen ohne Mehrheitsanteile Klubs wie Atlético Madrid, Manchester City oder Olympique Lyon. Insgesamt wurden rund 1,5 Milliarden Euro seit 2015 in Beteiligungen und Übernahmen in europäische Vereine investiert. Wann folgt nun der erste deutsche Klub?

Zum einen geht es den Firmen um Werbung und somit Gewinnmaximierung, aber hier spielt noch etwas anderes mit rein. Staatschef Xi Jinping hat mit seinem Amtsantritt 2013 die Richtung klar vorgegeben – China soll eine große Fußballnation werden. (2)
Letztlich geht es auch darum, Wissen aus den Klubs nach China zu transferieren, besonders in der Nachwuchsförderung. Spätestens hier kommt nun auch Deutschland ins Spiel.

Der DFB hat einen Kooperationsvertrag mit dem chinesischen Fußballverband geschlossen. Eine Konsequenz hieraus: Die außersportliche Teilnahme der chinesischen U20-Nationalmannschaft in der Regionalliga Südwest. Der DFB verkauft diese Maßnahme den Klubs als eine Win-Win-Situation, denn jeder Verein erhält für die Austragung des Spiels 15.000 Euro. Dabei hat die Regionalliga ganz andere Probleme, die angegangen werden müssten. Meister können immer noch nicht direkt aufsteigen und der FK Primasens steigt als 14. einer 19 Mannschaften umfassenden Liga ab. Man darf nicht vergessen, dass der SVD der Knochenmühle Regionalliga (in dieser Form) bereits sehr nahe stand. Wo würden wir heute stehen ohne den Lizenzentzug des OFC?

Strafenkatalog des DFB

Haben wir darüber hinaus nicht schon genug Themen, die es zu diskutieren gibt? Wie der DFB und seine Regionalverbände mit ihrer Sportgerichtsbarkeit welche Strafen definieren, die nur schwer nachvollziehbar sind. So wurde Hannover 96 für das Verhalten seiner Fans im Derby bei Eintracht Braunschweig bestraft. Nicht nur für das Abbrennen von Pyrotechnik muss der Verein ein Bußgeld entrichten, auch für Schmähgesänge. Leider ist weder ersichtlich, wie teuer diese Beleidigungen kommen, noch gibt der DFB Auskunft, um welchen Wortlaut es sich handelt (3).

Bei all diesen Dingen kann man schon mal „atemlos“ werden. Jedoch kein Grund, am Ende des Textes nun Helene Fischer singen zu lassen. Ob solch ein Show-Act für die Halbzeitpause eines Fußallspiels nötig ist? Eine weitere Frage – und wir sehen, es gibt unheimlich viel zu diskutieren. All die angeschnittenen Punkte hier haben Potential, Abende zu füllen und das ist bei weitem nicht alles. Lasst uns einen Anfang machen, folgt der Einladung des Block1898. Wir sehen uns am Donnerstag.

Do, 17.8.2017 Offene Diskussionsrunde auf der Südtribüne Einlass ab 18 Uhr – Beginn am 19 Uhr 

Autor: David Saar