„Nie mehr 3. Liga, nie mehr, nie mehr, nie mehr…“

0

Im Leben eines jeden Schülers kommt irgendwann der Punkt, an dem er sich entscheiden muss: Gehe ich in das Stadion, oder lerne ich für meine Abiturprüfungen. Als ich vor dieser Wahl stand, habe ich mich dazu entschlossen einfach per Münzwurf zu entscheiden.

Einige Tage später, am 27. Februar, fuhr ich, immer noch sauer über das Ergebnis des Münzwurfs, der die Frechheit besaß mich nicht in meiner Entscheidung zu bekräftigen, dennoch ins Stadion. Im Nachhinein muss ich sagen: Das war es so was von Wert!

Ich bin seit etwas über einem Jahr ehrenamtlich beim Verkauf des Lilienkurier, den mittlerweile der Arbeitskreis Promotion der FuFa organisiert, deshalb war ich schon etwa eine halbe Stunde vor Stadionöffnung am Böllenfalltor und versuchte, zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die Verkaufsboxen zu bestücken. Bei Sonnenschein und 25° C im Schatten ist das kein Problem, doch der Regen machte das Ganze zu einer recht nassen Angelegenheit. Auch machte uns der Regen einen Strich durch unsere Pläne an diesem Spieltag auch im Gästeblock zu verkaufen, da man die schweren Boxen nicht die Treppe im Gästeblock herunter und später wieder hoch schleppen kann und wir auch nicht aus einem Karton verkaufen konnten.

Wir blieben also im Heimbereich und standen, zusammen mit vielen anderen Lilienfans, wie die Pinguine im Regen. Aber es hat sich durch unseren Einsatz und durch die vielen Fans, die trotz des Regens nicht auf ihren Lesestoff verzichten wollten, gelohnt.

Die erste Halbzeit war defensiv von einer Glanzleistung von Christian Mathenia in der 12. Minute nach einer Ecke bestimmt, während offensiv immer wieder die Fernschüsse von Jerôme Gondorf für Gefahr sorgten (20., 27. und 32.). Dennoch handelte es sich um eine eher ereignisarme Halbzeit, die hauptsächlich den gut strukturierten Abwehrreihen und den Keepern auf beiden Seiten zu verdanken war. Der Stimmung in beiden Fanlagern tat dies aber keinen Abbruch. Fast ununterbrochen hatten die Fans gesungen.

Apropos Halbzeitpause: Natürlich ist in ihr auf dem Platz nicht viel passiert, abgesehen von dem traditionsreichen Bauhaus-Torschießen, aber ich möchte einmal hier etwas erwähnen, was mir einfach „typisch darmstädterisch“ erscheint.

Folgendes war geschehen: Wie sicher die meisten Leser wissen, wurde vor kurzer Zeit eine neue 30 Quadratmeter große und 100.000€ teure Leinwand installiert, die bei dem Spiel gegen 1860 München in Betrieb genommen wurde. Jetzt eine Frage an euch, von diesen drei Möglichkeiten, was ist „typisch SVD“, was mit dieser Leinwand kurze Zeit nach der Inbetriebnahme passiert:

1.- Der Verein hat entschieden, dass die Leinwand für die 1. Bundesliga, in der wir nächstes Jahr auf jeden Fall spielen werden, das weiß doch mittlerweile jedes Kind, dass wir aus sportlicher und finanzieller Sicht Aufstiegskandidat Nr.1 sind, zu klein ist. Deshalb wurde sie abgerissen und eine größere Leinwand geordert.

2.- Der Verein hat Schwierigkeiten seine Stromrechnungen zu bezahlen. Vor allem bei Flutlichtspielen sind die Kosten für Energie, wegen der Flutlichter exorbitant hoch. Deshalb muss die Leinwand in der Halbzeit ausgeschaltet werden.

3.- In der Halbzeit sah man noch für wenige Sekunden eine aufpoppende Windows-Fehlermeldung, woraufhin sich die ganze Leinwand für den Rest der Pause schwarz färbte.

Die Antwort: Zu Antwort 1 und 2 ist zu sagen, dass wir weder RBL noch der OFC sind. Natürlich ist die 3. Möglichkeit die Lösung. Das ist meiner Meinung nach „typisch Darmstadt, typisch Bölle“ und dafür liebe ich diesen Verein. In keinem anderen Stadion der 2. Liga würde so etwas vorkommen und dafür liebe ich auch das Böllenfalltor. Ich hoffe, dass auch im neugebauten Stadion, diese kleinen Macken und Pannen, die diesem Stadion Charakter geben, erhalten bleiben und nicht alles perfekt durchorganisiert und funktionstüchtig ist.

Aber nun zur zweiten Halbzeit:

Auch die zweite Halbzeit wurde offensiv von unseren Lilien dominiert. Zweimal wurde Stroh-Engel im gegnerischen Strafraum gefoult (47. und 74.), aber nicht elfmeterwürdig laut Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer. Gondorf versuchte es weiter aus der Distanz (57.) und Sailer setzte nach einem langen Ball von Mathenia, der von Stroh-Engel verlängert wurde, den Ball knapp neben das Tor. In der Schlussphase dann ein kurzer kollektiver Herzstillstand bei allen anwesenden Lilien. Nach einem Freistoß in der 89. Minute für Braunschweig landet der Ball im Tor von Christian Mathenia, doch der Linienrichter hatte bereits auf Abseits entschieden. Den daraufhin von Mathenia schnell eingeleiteten Konter konnte Braunschweigs Keeper Gikiewicz durch eine Risikoaktion als Libero abwehren. Seine Mühe war zwar erfolgreich, aber letztlich vergebens. In der 92. Minute kommt Stroh-Engel im Strafraum durch eine klasse Vorarbeit von Holland an den Ball, der ihm aber weggegrätscht wurde. Doch dadurch gelangte der Ball zu dem in der 73. Minute für Gondorf gekommenen Jan Rosenthal, der unhaltbar links unten traf.

Mit diesem Sieg in letzter Sekunde wurde die als Saisonziel ausgegebene 40-Punkte Marke geknackt. 11 Spieltage vor Saisonschluss ist der Klassenerhalt gesichert. Während viele Fans auf den Rängen noch singen: „Nie mehr 3. Liga…“, träumen schon Einige von dem Durchmarsch in die 1. Liga, während Team und Verein weiter bescheiden bleiben, obwohl man jetzt seit dem 9. Spieltag ungeschlagen ist.

Aber wenn uns diese Mannschaft, oder dieser Trainer etwas gelehrt hat, dann ist es Folgendes: Nicht von der fernen Zukunft träumen, sondern sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. In diesem Sinne sehen, beziehungsweise lesen wir uns dann am Sonntag gegen den FSV Frankfurt wieder.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Bitte geben Sie einen Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein.