Mucho Beti

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(Betis ohne „s“, da der Andalusier dieses am Ende nicht ausspricht)

 

„Ralf, dann schreibe Du mal bitte den Vorbericht zum Betis-Spiel. Sollte ja nicht schwer fallen, Du wandelndes Fußballlexikon!“. Da war er nun, der Arbeitsauftrag der FuFa, um den ich mich wahrlich nicht gerissen habe.

 

Betis Sevilla… Es wäre mir wahrscheinlich leichter gefallen einen Vorbericht über Hoffenheim, Seligenporten oder Erndtebrück zu schreiben, als über die Spanier, mit denen ich mich bislang nie tiefergehend beschäftigt habe.

Okay, Betis ist mir natürlich ein Begriff. Dass einstmals der WM-Held von 2006 David Odonkor für die Grün-Weißen die Seitenauslinie rauf und runter flitzte, ist allgemeinhin bekannt. Auch dass der ehemalige HSV’er Rafael van der Vaart seit dieser Saison die Fußballstiefel für die Andalusier schnürt, ist mir natürlich nicht entgangen. Glamour-Boy Rafael trägt sogar die Rückennummer 23 bei den „Beticos“, ebenso wie in der vergangenen Saison beim „Hasenpfau“. Gerüchten nach zu Folge soll Rafael van der Vaart die Rothosen nur deshalb Richtung Spanien verlassen haben, um nicht in der Bundesliga am „Bölle“ spielen zu müssen und somit in der oftmals in den Medien zitierte „unsägliche Schmuddel-Gästekabine“ zu umgehen.

Ist der eigentlich noch mit seiner Sabia zusammen? „Ja“, so die mir gegenüber sitzende Kollegin im Büro, „die ist sogar wieder schwanger!“ Gut, dass sie mein fundiertes Kicker- und 11Freunde-Wissen mit Gala, Intouch und sonstigen Mädels-Lifestyle-Printprodukten so wissenskompatibel verknüpfen kann. Und weitere Informationen gibt es sogar von einer anderen Kollegin oben drauf, deren Bruder momentan Urlaub in Sevilla macht: Er sah VdV abends in der Diskothek „Bilindo“ der 700.000-Einwohner zählenden Stadt. Die Eingewöhnungsphase für Rafael scheint jedenfalls erfolgreich zu verlaufen – zumindest neben dem Platz …

 

Interessiert das Liebes- und Nachtleben von „Fanta Fahrt“ aber wirklich in einem Vorbericht? Ich weiß es nicht…

 

Vielleicht ja, dass es die Oper „Der Barbier von Sevilla“ gibt? Schön, aber ich kenne noch nicht einmal den Komponisten, geschweige denn ein bekanntes Lied aus dem Opus. Barbiere wird es indes wohl auch in Sevilla geben. Beim Blick in den 23-Mannkader von Betis dürfte diese Tatsache den meisten Spielern jedoch weitestgehend unbekannt sein, denn alleine 18 Kicker entpuppen sich als Bartträger. Bei diesem unnützen Zahlenspielchen bleibt aber immerhin festzuhalten, dass keiner einen so schönen Bart hat wie unser Marco „Toni“ Sailer.

 

Real Betis Balompié, so die Quellen im weltweiten Netz, ist der offizielle Name des 1907 gegründeten Vereins. Real, was ausnahmsweise nichts mit einem Lebensmittelgroßkonzern zu tun hat, heißt „königlich“. Man kennt das ja bspw. von Real Madrid und geschätzten 1.000 anderen Clubs in Spanien. Daher ist das auch nicht wirklich überraschend. Aber immerhin, ein Krönchen ziert das grün-weiß gehaltene Club-Wappen. Im Gegensatz dazu haben wir beim SV 98 immerhin die Lilie im Wappen, was ja auch ein königliches Symbol ist. Insofern brauchen wir Betis an dieser Stelle in Nichts nachzustehen. Die Vereinsfarbwahl grün-weiß fiel übrigens deswegen so aus, weil sie den Andalusischen Nationalfarben entsprechen.

 

Das „Estadio Benito Villamarín“ bietet Platz für knapp 52.000 Zuschauer und streicht mal eben 5 Sterne dafür von der UEFA ein. Da kann unser Böllenfalltor (noch) nicht mithalten. Und auch der Zuschauerschnitt des Zweitligaaufsteigers liegt mit über 30.000 höher als bei den Lilien. Das ist jetzt nicht wirklich eine Kunst, aber ich bin mir sicher, wenn unser Stadion größer wäre, hätten wir Betis an dieser Stelle übertroffen. Bezogen auf die Einwohnerzahl pilgert nämlich somit jeder 20. „Sevilliano“ zu den Heimspielen von Betis. Bei den 98ern hingegen war es hier in der letzten Saison jeder Zehnte.

Die fußballaffinen Klugscheißer mögen nunmehr sagen: „Moment, da gibt’s ja noch den Lokalrivalen, den FC Sevilla!“. Das ist zwar richtig, aber mit dem FC Arheilgen (nun ja) und den Rot-Weißen (*hüstel*) haben die Lilien ja schließlich auch lokale Kontrahenten im eigenen Stadtrevier…

 

Wo wir vorhin bereits eine weltbekannte Oper angesprochen haben: Mitunter gibt es ein beliebtes Volkslied in Spanien, in dem es heißt: „Sevilla hat ganz besondere Farben.“ Bezieht man das auf Betis (grün) und den FC (rot), dann scheint da etwas Wahres dran zu sein. Immerhin darf sich Betis in der Beliebtheitsskala gegenüber dem erfolgreicheren Stadtrivalen leicht vorne sehen. Daran ändert die Tatsache auch nichts, dass der einmalige Spanische Meister (1935) Betis bereits elfmal die Primera Division als Absteiger verlassen musste.

Und noch viel schlimmer: 2010 standen die Grün-Weißen gar kurz vor der Insolvenz! Das kennen wir Darmstädter nur zu gut, erging es uns doch unwesentlich zuvor nicht anders. Insofern ist es schön, dass Betis dieses Jahr wieder in Spaniens Eliteklasse aufgestiegen ist.

 

Ihr merkt es schon, irgendwie kommt doch was dabei raus, wenn man sich näher mit einem Club beschäftigt, über den man eigentlich so gar nichts weiß. Schon interessant und spannend, auch wenn natürlich der Aufhänger Rafael van der Vaart heißt.

Bei der Vergabe des Vorberichtes wurde mir angeraten mich mit der Thematik zu beschäftigen, wer eigentlich der „geilere“ Erstligaaufsteiger sei: Betis oder der SV 98? Aber stand das Ergebnis da nicht schon vorher fest? VdV oder DSE, Sabia oder die bessere Hälfte von 98er-Neuzugang Luca Caldirola, die Bartträger von Betis gegen Tonis Gesichtsgestrüpp oder noch mindestens eine Handvoll weiterer unnützer Fakten der beiden Erstligaaufsteiger, die ich euch am Freitag gerne persönlich im Stadion erzählen kann: Wir sind der geilere Emporkömmling!

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