Kennt man irgendwie…

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Trotz einer starken Phase am Ende der ersten Halbzeit können sich unsere Lilien abermals nicht mit einem Tor belohnen und unterliegen am Ende deutlich mit 0:4. FuFa-Büroleiter Nico Würtz berichtet:

Stimmung vor dem Spiel

Als mir knapp zwei Stunden vor Anpfiff bereits der vierte Leipziger Anhänger verrät, dass das heute wohl ein gaaaaanz enges Spiel wird und eine Niederlage der Heimmannschaft durchaus wahrscheinlich ist, beginne ich mir langsam Gedanken zu machen. Understatement kann ganz schön nervig sein. Ähnlich wie Pep Guardiola, der als Bayern Trainer gerne von “super super super starken“ Gegnern wie Viktoria Pilsen sprach, ist es in Leipzig an der Tagesordnung, die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der aus Österreich gesteuerten Kapitalgesellschaft kleinzureden. So wurde beispielsweise der Klassenerhalt und nicht etwa das gesicherte Mittelfeld oder gar die internationalen Plätze als offizielles Saisonziel ausgerufen. Als dann selbst der Leipziger Fanbeauftragte von seinem “total schlechten Gefühl“ berichtet, keimte auch bei mir ein kleines bisschen Hoffnung auf, eventuell doch etwas Zählbares mit nach Südhessen zu bringen.

Obwohl die aktive Fanszene dem Spiel aus bekannten Gründen ferngeblieben ist, quälten sich 1025 Fans unserer Lilien die Treppenstufen hinauf, passierten den Toilettenwagen (JA, in der Leipziger WM Arena müssen Toilettenwagen außerhalb des Stadions die fehlenden Toiletten im Block ersetzen – geniale Planung), um die Stufen dann wieder in Richtung Stadion hinabzusteigen. Positiv ist anzumerken, dass die durstigen Bergsteiger dieses Mal nicht ausschließlich zu Brause und Zuckerwasser, sondern auch zu Wasser, Säften und Light-Bier greifen konnten. Immerhin etwas.

Im Block selbst war die Abwesenheit der Ultras deutlich zu spüren. Nicht nur, dass die unteren Reihen weitestgehend unbesetzt blieben, vor allem der koordinierte Support wurde von vielen mitgereisten Lilienfans vermisst.

Das Spiel

Was soll man zu dem Spiel groß schreiben? Trotz frühem Rückstand gekämpft, doofes 2:0 kassiert und danach nicht mehr ins Spiel gefunden. Kennt man irgendwie von Auswärtsspielen diese Saison.

Die Weiß-Rot-Gekleideten machen von Anfang an Druck, überrennen unsere Lilien in den Anfangsminuten und schießen bereits in der 12. Minute das 1:0. Zwar könnte man anführen, dass Burke den Ball absichtlich mit der Hand spielt, doch aufgrund der Vielzahl an Chancen in der Anfangsphase ein absolut verdienter Treffer. Die scheinbar komplett neben sich stehende Defensive der Lilien wird von Torsten Frings bereits in der 22. Minute umgestellt. Wilson Kamavuaka ersetzt den weiterhin formschwachen Artem Fedetskyy. Sando Sirigu wird auf die rechte Verteidiger-Position zurückgezogen, Sam übernimmt die Außenbahn, Vrancic rückt auf die Zehn und Kamavuaka unterstützt Altintop auf der Doppel-Sechs. Eine Umstellung die sofort zu spüren ist. Die 98er sind besser organisiert und können auch in der Offensive einige Aktionen zeigen. Gegen Ende der ersten Halbzeit wäre ein Tor absolut verdient, doch Heller und Holland scheitern und auch dem kämpferischen Schipplock bleibt das erste Saisontor trotz zweier guter Chancen weiter verwehrt. Mit einem 0:1 geht es in die Pause.

Zu Beginn der zweiten Hälfte wirken die Rot-Weißen wieder wacher, erhöhen das Tempo und kreieren mehrere Chancen. Glück und Heuer Fernandes ist es zu verdanken, dass zunächst keine weiteren Tore fallen. Doch auch die Lilien können immer wieder gefährliche Konter fahren. So ist es Sidney Sam der zehn Minuten nach Wiederanpfiff alleine auf das Tor der Leipziger läuft, den Ball jedoch nicht nur am Torwart, sondern leider auch am Tor vorbeischiebt. Frei nach dem Motto: “Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh“ blieben alle Chancen ungenutzt. In der 67. Spielminute ist es dann Emil Forsberg der durch einen unglücklich von Banggaard abgefälschten Schuss den Treffer zum 2:0 erzielt. Die Vorentscheidung. Als der in der 62. Minute bereits verwarnte Sirigu ein taktisches Foulspiel ansetzt, um den aufs Tor stürmenden Rot-Weißen zu stoppen, wird er in der 72. des Platzes verwiesen. Somit fehlt Sirigu am Mittwoch gegen Leverkusen. Danach geht alles ganz schnell und ohne große Gegenwehr. Ein Kopfball von Orban nach einer Ecke bringt das 3:0 und ein grober Fehler von Sam leitet das 4:0 durch Keita ein, welcher somit zum Doppeltorschützen wird.

Fazit

Die zu Anfang beschriebenen Ängste der Anhänger aus Leipzig sind letzten Endes leider völlig unbegründet. Die 20 Minuten vor der Pause spielen unsere Lilien zwar sehr gut, aber das Netz will einfach nicht zappeln. Dass man nach einem abgefälschten 2:0 die Köpfe ein wenig hängen lässt, ist in meinen Augen verständlich, auch wenn es nicht sein sollte. Der Rückstand auf Platz 17 beträgt nach dem Sieg von Ingolstadt nun 7 Punkte; auf den Relegationsplatz sind es inzwischen 14 Punkte. Was sollen wir also jetzt machen? Trauern? Uns ärgern? Wütend sein? Bisher hat es die Mannschaft wunderbar geschafft, sich immer wieder zu motivieren und alles zu geben. Den Kampfgeist will ich hier niemandem absprechen. Jeder, der unsere Lilien seit längerer Zeit begleitet, weiß, dass es uns Heinern vor allem darauf ankommt, dass wir die Jungs kämpfen und beißen sehen, wir brauchen keinen Hurra-Fußball, wir pfeifen nicht, wir wissen wo wir herkommen, wir stehen zu unserem Verein auch wenn es mal nicht so gut läuft und wenn wir schon mal dabei sind… Wir spielen auch nächstes Jahr immer noch in der Bundesliga, auch wenn es die zweite ist… 😉 Sicherlich ist es auch für die meisten Fans enttäuschend, immer wieder auswärts zu fahren und sich nicht in Form von Toren oder gar Punkten belohnen zu können und sich jetzt langsam mit dem Abstieg anfreunden zu müssen. Aber ganz ehrlich: Wir haben ein Jahr länger Bundesliga gespielt als gedacht. Wir sind immer noch ein toller Verein. Wir haben geile Fans und eine gute Stimmung. Ich hoffe inständig, dass all diejenigen, die unseren SV Darmstadt 1898 e.V. erst in den letzten beiden Spielzeiten lieben gelernt haben, auch nächstes Jahr wieder dabei sind, wenn es darum geht, neu anzugreifen und die Lilien nach vorne zu brüllen. Nächstes Jahr gibt es dann auch wieder mehr Auswärtstore zu sehen. Versprochen… 🙂

Autor: Nico Würtz

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