Fußballfans gegen Homophobie: Wankdorf Junxx, YB Bern

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Morgen (19.8.*) findet der alljährliche Christopher Street Day (CSD) in Darmstadt statt. Da Homophobie auch heute noch im Fußball ein Thema ist, wollen wir diesen Anlass nutzen um auf die Problematik hinzuweisen. Wir sprachen mit Simu von den Wankdorf Junxx, einem schwul-lesbischen Fanklub der Young Boys Bern, welcher sich seit Jahren gegen Homophobie einsetzt.

FuFa: Gruezi in die Schweiz. Euren Fanklub gibt es seit mittlerweile 10 Jahren, in den Folgejahren wurde aber auch von euch die Organisation „YB-Fans gegen Homophobie“ (YBFgH) mit gegründet, wie kam es dazu?

WJ: Zu YBFgH kam es aus dem einfachen Grund, dass wir für unser Anliegen bei den Wankdorf Junxx zu wenig Leute waren und sind. Wenn wir unsere Anliegen gegenüber dem Verein oder auch gegenüber der Liga oder Verbänden vertreten wollen, aber nur vier oder fünf Personen im Fanklub sind, scheinen wir nicht gerade die breite Masse abzudecken.
Mit YBFgH geht es auch darum heterosexuelle Fans mit ins Boot zu holen, die sich gegen Diskriminierung einsetzten und engagieren wollen.

Wie ist die Zusammenarbeit mit eurem Verein? Gab es bereits gemeinsame Aktionen gegen Homophobie?

Es gab verschiedene Aktionen, sowohl vom Verein, wie auch von uns. So realisierte der Verein schon früh zur FARE Aktions Week Videos, in welchen Statements nicht nur gegen Rassismus, sondern auch gegen Homophobie gezeigt wurden.
Weiter war die Aktion mit den Regenbogen Eckfahnen eine Aktion, welche vom Verein initiiert und durchgeführt wurde und von welcher wir eigentlich vorgängig nur durch Zufall erfuhren.

Mit den Letzi Junxx (FC Zürich) und queerpass Basel (FC Basel) seid ihr gut vernetzt. Wie wichtig ist der Austausch untereinander und wie gut stehen die queeren Fanklubs in Europa miteinander in Kontakt?

Es ist insofern wichtig, um Ideen und den Umgang bei Problemen auszutauschen oder gemeinsame Aktionen oder Projekte zu planen und durchzuführen.

In der Schweiz können wir so etwa gemeinsame CSD Besuche oder Aktionen zur FARE Aktionswoche koordinieren. Weiter konnten wir zusammen mit dem Schweizerischen Fußballverband ein Projekt, wo Homosexualität in der Trainerausbildung thematisiert wird, gemeinsam anstoßen. Als einzelner Fanklub hätten wir das nicht geschafft.
Die Vernetzung mit den anderen LGBTI (lesbian, gay, bisexual, transsexual, intersexual) Fanklubs erfolgt durch das Netzwerk der Queer Football Fanclubs. Hier sind alle schwul-lesbischen Fanklubs aus Deutschland, der Schweiz und Holland zusammengeschlossen. An jährlich zwei Treffen werden auch hier Ideen und Erfahrungen besprochen und angegangen. Am Schluss muss es aber für die eigene Kurve stimmen und entsprechend angewendet werden.

Die Berner Young Boys sind ein Stammgast im europäischen Wettbewerb, gerade viele Fanszenen in Osteuropa sind jedoch offen homophob. Wart ihr schon Ziel von Anfeindungen? Wie ist die Situation in der Schweiz?

Gezielt angefeindet wurden wir nie. Wohl auch dadurch, dass wir nicht als Junxx erkennbar sind. Wir haben keine entsprechenden Fanklub-Utensilien wie Schals oder Jacken mit Logo. Entsprechend ist in der Schweiz die Situation entspannt, wohl auch, weil man als Gastfan nur selten in Kontakt mit Heimfans kommt.

Es wird oft die Befürchtung eines Spießrutenlaufes geäußert, sobald sich ein Profifußballer outen würde. Wie schätzt ihr die Situation ein?

Wir glauben, die Fankurven sind weiter als ihnen zugetraut wird. Bei vielen Vereinen wurde in den letzten Jahren nebst Rassismus auch das Thema Homophobie aufgenommen. Bei denen wird es sicher kein Problem mehr sein.
Uns geht es auch nicht um das Outing eines Spielers. Das ist Privatsache. Uns hat auch niemand zum Outing „gedrängt“. Uns geht es viel eher darum, eine Stimmung zu schaffen in der es möglich ist, dass sich ein Spieler outen kann.

Nach vielen Jahren findet Ende August wieder ein Christopher Street Day in Bern statt. Auch ihr organisiert Veranstaltungen. Was ist genau geplant?

Vorausgesetzt werden muss, dass neben Fußball mit YB ein weiterer großer Verein in der Stadt Bern vertreten ist, nämlich Eishockey mit dem Schlittschuhclub Bern (SCB). Beide Vereine haben an die 13 000 Dauerkarten-Besitzer.
Nun finden in der Woche vor der Pride Ouest (CSD der Westschweiz) sowohl zwei Spiele von YB, Champions League Play-Off und Meisterschaft wie auch zwei Heimspiele des SCB in der Champions Hockey League statt. Leider sind beide Spiele von YB auswärts. Wir versuchen nun in einer Art Sport Pride die Spiele entweder im Stadion zu schauen oder ein Public Viewing aufzuziehen. Neben diesen beiden eher passiven Aktionen wollen wir auch einen Talk zum Thema durchführen, wo wir verschiedene Exponenten von Seiten der Vereine und Fans eingeladen haben.

Vielen Dank für das Interview

Das Interview führte David Saar.

*Das Interview erscheint in dieser Form auch im Lilienkurier zum Spiel gegen den FC St. Pauli.