Fernsehgeld – Was der SVD verdient und wo der Rubel rollt

0

Fernsehgeld
Was der SVD verdient und wo der Rubel rollt

Die Relegationsspiele sind zu Ende und dadurch steht das Teilnehmerfeld für die ersten beiden Ligen der Saison 2017/18 fest. Der SV Darmstadt darf sich im kommenden Jahr unter anderem mit Eintracht Braunschweig und Jahn Regensburg messen. Dass es zu Duellen mit diesen beiden Teams kommt, wirkt sich finanziell positiver aus, als bei der Kombination Wolfsburg/München 60. Denn erstgenannte Kombination hat in den letzten fünf Jahren weniger Punkte* für das TV-Ranking gesammelt, und genau daran orientiert sich die Ausschüttung der Gelder.

Für den SV Darmstadt bedeutet der Klassenerhalt von Wolfsburg zusätzliche Mehreinnahmen von rund 630.000 Euro. Der Aufstieg des Jahn bringt immerhin weitere 38.000 Euro. Somit überweist die DFL  15,223 Mio. Euro an die Nieder-Ramstädter Straße. Nach Ingolstadt mit 16,7 Mio. Euro, der zweithöchste Betrag in der 2. Liga, und dennoch rund fünf Millionen weniger wie im Jahr zuvor. Dabei kann die DFL, dank deutlich verbessertem TV Vertrag, nun rund 300 Mio. Euro mehr an die Bundesligisten ausschütten. Jedoch geht der Großteil  (80%) an die 1. Liga und auf Dauer steht diesen Klubs deutlich mehr Geld zur Verfügung  als einem Zweitligisten. So streicht der VfB Stuttgart in vier Spielzeiten (14/15 bis 17/18) 95 Mio. Euro ein und auch der SVD kommt durch zwei 1. Liga-Jahre auf 65 Mio. Euro, während der 1. FCN als Zweitligist 45,3 Mio. Euro einnimmt. Allein neun Erstligaklubs bekommen in der Saison 17/18 mehr Geld als der FCN in vier Spielzeiten.

Die DFL und die großen deutschen Klubs wollen natürlich nicht den Anschluss zur europäischen Spitze verlieren, der jetzige Verteilungsschlüssel hat sicherlich hierin seinen Ursprung. So jongliert man speziell in England mit schwindelerregenden Summen. Selbst die Aufsteiger bekommen dort deutlich mehr TV Gelder als der FC Bayern hierzulande.

Jedoch droht in Deutschland die Kluft zwischen 1. Liga  und  2. Liga stetig größer zu werden,  und die Relegationsspiele können ein Wink mit dem Zaunpfahl sein. Zum fünften Mal in Folge konnte sich nun der Erstligist durchsetzen. Zugegebenermaßen waren die Spiele stets eng gewesen, jedoch sollte man die Entwicklung kritisch verfolgen. Denn die 1. Liga besteht aus einem Stamm etablierter Vereine wozu 2-3 Fahrstuhlmannschaften wie der SC Freiburg gehören. Neulinge wie Braunschweig, Fürth, Paderborn, Ingolstadt, Darmstadt hatten es sehr schwer. Leipzig ist ein Kapitel für sich. Der letzte Fußballverein,  der sich in der ersten Liga etablieren konnte,  war der FC Augsburg, aufgestiegen vor sechs Jahren.

Schaut man auf die letzten vier Absteiger, konnten mit Freiburg, Hannover und Stuttgart drei direkt wieder aufsteigen. Der vierte im Bunde, Paderborn als Neuling, musste sogar noch zwei weitere Abstiege erleiden. Zumindest die direkte Rückkehr könnte künftig öfter der Fall werden. Durch den neuen Verteilschlüssel fallen langjährige Erstligisten in Zukunft noch „weicher“. Deutlich mehr Geld steht ihnen zur Verfügung um so keinen schmerzhaften finanziellen Einschnitt erleiden müssen. Dadurch ergibt sich jedoch ein immenser Vorteil gegenüber dem restlichen Starterfeld. Am Beispiel Wolfsburg lässt sich dies gut veranschaulichen. Wäre der VfL abgestiegen hätte die Verteilung wie folgt ausgesehen:

Neuer Verteilschlüssel (Basis: Summe des neuen TV-Vertrags)
1. Wolfsburg 28,060 Mio. €
2. Ingolstadt 15,950 Mio. €
3. Darmstadt 14,555 Mio. €

Alter Verteilschlüssel (Basis: Summe des neuen TV-Vertrags)
1. Wolfsburg 16,900 Mio. €
2. Ingolstadt 15,900 Mio. €
3. Darmstadt 15,000 Mio. €

Das viele Geld unterstützt somit vor allem die großen Vereine um international mithalten zu können und macht die Belle Etage des deutschen Fußballs zu einem elitären Klub, der zwar gern einen neuen Gast empfängt, jedoch froh ist, wenn dieser wieder verschwindet.

Bei allem Streben um die europäische Krone, darf man den Blick für die unteren Ligen nicht außer Acht lassen. Hier geht es nicht allein um die 2. Liga. Das viele Geld bedeutet Verantwortung und diese tragen DFL und DFB für  alle Vereine, bis hin zu den Amateurligen.

Autor: David Saar

*Punkte werden wie folgt ermittelt: von 1 (letzter 2.BL) bis 36 (Dt. Meister) nach Endplatzierung. Gewichtung der letzten fünf Jahre im Verhältnis: 5:4:3:2:1

Quellen:

http://www.fernsehgelder.de
http://www.fernsehgelder.de/pdf/20161124-DFL-PDF-Praesentation.pdf

Grafik: Auswahl einiger Vereine zur Veranschaulichung